Pressekritik aus der Schweriner Volkszeitung und der Plauer Zeitung
KONZERT AM 31.07.19
IN DER MARIENKIRCHE IN PLAU AM SEE
Text und Bild: Dr. G.Hiller |
Zwei Ur-Jazzer. Sie haben sich gefunden nach zwanzig Jahren an einem Nachmittag kurz geprobt, aufeinander eingestimmt und los ging es: das Publikum war bis zum letzten Ton aufs Äußerste gebannt. Zunächst eine Dreiviertelstunde ohne Unterbrechung freie Improvisation, dann noch einmal zehn Minuten Choralfantasie in vielen Facetten („Verleih uns Frieden gnädiglich“). Was die beiden Jazzer Warnfried Altmann (mit seinen Saxophonen gewissermaßen das „Hausgewächs“ der Region aus Wangelin) und Andreas Scotty Böttcher, Dresdener Großmeister der Tasten, beim Konzert des Plauer Musiksommers am 31. Juli in der Marienkirche zu Gehör brachten diese Jazz-Kategorie gehört zweifelsohne zur Weltklasse. Wie sie einander ablösten, aufeinander eingingen, genau den Ton des anderen aufnahmen und weiterführten, einander befeuerten bis zum gräßlichsten Saxophon-Geschrei, dann wieder auf weite Strecken ruhig und kontemplativ, jede Nuance des anderen auskostend, ein einziger Tutti- Ausbruch der Orgel, diese mit den Registern spielend alle Möglichkeiten einer mechanischen Orgel bis zu halbgezogen ausnützend, solche Effekte ließen aufhorchen und brachten immer neue Spannung auf, zumal auch das Saxophon in der Variabilität der Tongebung durchaus mithalten konnte. Musikalisch thematische Ideen in grenzenloser Vielfalt! Wieder einmal konnte man sich an der Plauer Nußbücker-Orgel aufs Höchste ergötzen. Die vielen Zuhörer auch solche, die eigentlich keinen Zugang zum Jazz haben, waren begeistert von der Meisterschaft der beiden Musiker. Und wohl mancher dürfte seine Ressentiments gegenüber dieser Musik zumindest ein gutes Stück weit abgelegt haben. Auf jeden Fall gebührt den Beiden höchstes Lob und Dank für den Genuß des Abends. Es waren tatsächlich zwei Meister, die sich gefunden hatten!
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